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Beichtstuhl

7 Todsünden im öffentlichen Raum

Kooperation mit

Lokstoff!-Theater im öffentlichen Raum

Susanne Hinkelbein, Autorin und Komponistin

Prof.Peter Hübner, Architekt

Stuttgart, an unterschiedlichen Orten seit 2012

Zwei-Kammern-Gehäuse aus transluzentem Plexiglas, jeweils ein Schauspieler und ein Zuhörer, 7 Texte, eine Reinigungskraft

Gemeinsam mit der Autorin Susanne Hinkelbein (Texte), dem Theater Lokstoff (Inszenierung) und dem Architekten Peter Hübner (Realisierung des Objektes) ist das Projekt Beichtstuhl entwickelt worden. Mitten im Öffentlichen wurde ein sehr intimer Raum installiert, bestehend aus zwei Herzkammern und einer Membran dazwischen. Jeweils ein Schauspieler beichtete durch die Sprechgitter zwischen den Zellen einem Zuhörer eine der sieben Todsünden. Bevor der nächste Zuhörer eine weitere Beichte abnehmen konnte, desinfizierte eine Reinigungskraft das Gehäuse.

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Ziel des künstlerischen Konzeptes war es, einen größtmöglichen intimen Ort in größtmöglicher Öffentlichkeit zu erstellen. Beichtstühle oder Passbildautomaten waren Vorbilder. Die bildnerische Hülle wurde mit einer theatralischen Idee gefüllt. Das Gehäuse bot Platz für eine außerordentlich intime Begegnung zu. Was hier gesprochen wurde, blieb sub rosa, d.h. unter dem Zeichen der SchweigeRose Gesprochenes, bleibt immer geheim.

Ausschnitt Text "Sieben Todsünden"

IRA – Rachsucht von Susanne Hinkelbein (Ausschnitt)

Ein paar Tage später hab ich eine Zigarettenkippe im Briefkasten. Ganz klar ihr Lippenstift. Werfe ich ihren Wäscheständer oben auf dem Boden um, in den Taubendreck. 2 Tage später stöckelt sie mit ihren Pfennigabsätzen den ganzen Abend über meinem Fernsehsessel, Stöckelschuhe auf Laminat, das wirkt wie ein Kleinkaliber direkt auf meinen Kopf gezielt. Also gab ich dem Finanzamt einen Tipp, weil sie in der Wohnung fremder Leute Wäsche bügelt – unangemeldet. Doch wie ich das nächste Mal zu den Mülltonnen gehe, hat sie ihren halben Dreck danebengeschmissen, das lockt die Ratten an, die Gegend ist eh voll davon, also schmeiße ich ihr ein Paar Tütchen Rattengift in den Briefkasten, quasi als Hinweis. 2 Tage später lässt sie, wie sie vom Einkaufen kommt, wie zufällig direkt vor meiner Tür eine Milchtüte fallen, platzt, sie putzt nichts auf, daraufhin parke ich meinen Wagen mit dem Heck so vor die Auffahrt, dass sie gerade nicht mehr hereinkommt – die Parkplatzsituation ist echt schwierig bei uns, am nächsten Morgen hab ich einen Kratzer in der Beifahrertür, also steche ich ihr beim Fahrrad in beide Reifen, 2 Tage später muss der Klempner kommen, Rohrverstopfung im ganzen Haus, weil sie immer ihre Binden ins Clo wirft, die Rechnung wird aber auf alle umgelegt. Da ruf ich das Jugendamt an und mache ein paar Andeutungen, wegen ständig wechselndem Männerbesuch, und das Kind weint, wenn die Männer da sind. Am Tag, nachdem das Jugendamt bei ihr war, streckt mir ihr Kleiner im Treppenhaus die Zunge raus. Da steck ich ihr einen Zettel in den Briefkasten, anonym, keine Morddrohung, nein, nur ein paar deutliche Bibelzitate…