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Interim verwandelt

Kunstfestival auf der Schwäbischen Alb

Kooperation mit Susanne Hinkelbein, Co-Kuratorin

Lokstoff! – Theater im öffentlichen Raum

Franz Xaver Ott, Schauspieler, Dramaturg, Regisseur

Karl Heinz Ott, Schriftsteller

Claudio Hils, Fotograf

Christian Dähn, Musiker und Komponist

Renate Herter, bildende Künstlerin

Filderbahnfreunde FFM, Künstlergruppe

Ritula Fränkel/Nicholas Morris, Künstlergruppe

Anja Luithle, bildende Künstlerin

Silke Wagner, bildende Künstlerin

Mirja Wellmann, bildende Künstlerin

Wolf Nkole Helzle, bildende Künstlerin

ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen 2013

 

Schauplatz von Interim 2013: Das Alte Lager des Truppenübungsplatzes bei Münsingen

Das Festival Interim 2013 wurde in Kooperation mit der Komponistin und Autorin Susanne Hinkelbein eigens für den ländlichen Raum der Schwäbischen Alb konzipiert und 2013 zum ersten Mal gemeinsam mit fast 800 Mitwirkenden realisiert. Der Name Interim steht für das Konzept: Das Festival geht dazwischen!

Es gibt keinen festen Standort, sondern wandert über die Schwäbische Alb und erkundet immer wieder neue Orte.

Das Zusammenwirken verschiedener Kunstsparten (Theater, bildende Kunst, Musik) und das Zusammenarbeiten von Profis und Laien wird erforscht.

Ein Thema/Motto, welches sich aus dem jeweiligen regionalen Kontext ergibt, lässt sämtliche Aktionen zu einem großen Ganzen zusammenwachsen.

Menschen aus der Region, Schulen und Vereine werden eingebunden.

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An einem besonderen Ort, dem Alten Lager des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Münsingen, hat INTERIM – das Festival auf der Schwäbischen Alb am 21.6.2013 zum ersten Mal seine Pforten öffnen. Dieses Kulturprojekt soll künftig an immer wieder neuen Orten zu erleben sein. Aber nicht nur die wechselnden Standorte machen das Festival zu etwas Außergewöhnlichem. INTERIM wird für alle Kunstsparten, die bildende Kunst, das Theater, den Tanz und die Musik eine Plattform bieten und sowohl die Kreativen aus der Region als auch überregional anerkannte Kunstschaffende zusammenbringen.

Das Alte Lager auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Münsingen ist ein geschichtsträchtiger Ort, dessen Zukunft offen ist. In diesem Zustand zwischen einem „NICHT MEHR“ und „NOCH NICHT“ findet eine Metamorphose statt: Die künstlerischen Eingriffe haben für 17 Tage das Alte Lager zu neuem Leben erweckt.

Unter dem Motto: INTERIM 2013 – verwandelt! wurde auf dem Gelände des Alten Lagers vom 21. Juni bis zum 7. Juli ein Abendprogramm und ein Tagesprogramm angeboten.

Während des Abendprogramms wurde das Publikum in kleinen Gruppen von Schauspielern über das ehemalige Militärgelände geleitet. In den früheren Schlafstätten der Soldaten begegnete man den kinetischen Objekten der Künstlerin Anja Luithle; eine Soundinstallation von Renate Herter war in einem ehemaligen Pferdelazarett zu erleben, anderenorts wurden von von Christian Hasucha und den Filderbahnfreundenmöhringen FFM. ortsbezogene und raumgreifende Interventionen installiert. Elf Schulen der Region und Bewohner der benachbarten BruderhausDiakonie Buttenhausen zeigten eigens für das Alte Lager konzipierte Kunstobjekte. Auf den Kesseln und Rohren der ausgedienten Kantinenküche erlebten die Besucher eine Jazzperformance von Christian Dähn und den Schülern einer ortsansässigen Musikschule. Das Theater Lindenhof, Melchingen bespielte den schwankenden Steg einer hölzernen Pontonbrücke und im Feuerwehrhaus erklangen die Stimmen der über hundert Sänger des größten Projektchores der Schwäbischen Alb.

Im Rahmen einer theatralischen Inszenierung geleitete Lokstoff! – Theater im öffentlichen Raum das Publikum für rund 100 Minuten von Station zu Station. Die Autoren Karl-Heinz Ott und Franz Xaver Ott haben eigens für dieses Ereignis die Texte geschrieben, die Komponistin Susanne Hinkelbein die Musik. Der spezifische Geist dieses Ortes wird von über 200 Mitwirkenden auf einmalige Art und Weise sichtbar und erlebbar gemacht.

Unter der Woche konnten die Besucher das Gelände auch tagsüber erkunden. Die künstlerischen Interventionen, eine Ausstellung des Fotografen Claudio Hils, das INTERIM – Atelier des Medienkünstlers Wolf Nkole Helzle und die Großplastik der Schulen „Das Haus der Schmetterlinge“ oder das Maskenprojekt „Gut und Böse“ konnten besichtigt werden; es bestanddie Möglichkeit, an der HÖRTOUR der Künstlerin Mirja Wellmann teilzunehmen und bei dem Projekt SCHAU GENAU lernten Kinder, diesen Ort mit seinen Merkwürdigkeiten zu entdecken. Zudem wurden Sonderveranstaltungen wie Theatervorführungen für Schüler, Kinderkonzerte und Märchenerzählungen für Erwachsene angeboten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Katalogtext Dr.Thomas Knubben

Interim ist anders. 

Nicht irgendwo, sondern mittendrin

Das moderne Leben hat zwei neue Typen von Akteuren im Kunst- und Kulturbetrieb hervorgebracht: auf Seiten der Produzenten den künstlerischen Nomaden und auf Seiten des Publikums den Kulturflaneur. Beide zeichnen sich dadurch aus, dass sie rastlos unterwegs und eben deswegen kaum zu fassen sind, dass sie überall auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden können. Der künstlerische Nomade, das ist der global agierende, von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent springende, von seinen Agenten und Assistenten bestens organisierte, ruhelose, hoch vernetzte, ständig medial präsente High End-Aktivist. Der Multi-Pulti-Dirigent mit Chefpositionen an der Oper hier, beim Sinfonieorchester dort, der Architekt aus London mit Filialen in Santiago und Shanghai, der Ausstellungsmacher mit Projekten in Lagos und am Lago Maggiore. Allrounder mit Starqualitäten. Sie holen ihren Nektar von Blüten in aller Welt und versprühen ihren Duft allerorten. Manchmal suchen sie sich einen abgelegenen Ort, um irgendwo, irgendwann anzukommen und laden sich ihre Freunde dorthin ein. Nach Gstaad in der Schweiz wie einst Yehudi Menuhin oder nach Montepulciano in Italien, wo die Einwohner die Künstler beherbergten und verpflegten, wie der Komponist Hans Werner Henze.

Das Gegenstück zum künstlerischen Nomaden ist der Kulturflaneur. Er ist nicht mehr an einzelne Kultursparten oder gar Kultureinrichtungen gebunden und nimmt sich stattdessen die Freiheit, permanent zwischen den verschiedensten Angebotsformen zu pendeln. Heute ins klassische Konzert, morgen ins Musical und übermorgen zum Poetry Slam – dem Kulturflaneur kommen alle Formen kulturellen Ausdrucks gleichermaßen zu Pass, wenn sie ihn nur neugierig machen und in sein Zeitbudget sowie in sein Beziehungsgeflecht passen. Erlebniswunsch einerseits und soziale Beziehungen andererseits verbinden sich zu kleinen Nutzereinheiten, die flexibel und spontan agieren, sich aber um das Ganze kaum scheren.

 

Interim ist anders. Interim schert sich um das Ganze. Interim findet nicht irgendwo statt. Irgend, wo es auch schön ist oder wo es auch warm ist oder ein guter Wein wächst. Interim findet dort statt, wo die Menschen, auch die MacherInnen leben, ständig leben. Grabe, wo du stehst, hieß einst die Losung für ein solches Bemühen, die Welt nicht in weiter Ferne, sondern vor Ort zu verändern. Sich um die eigene Sache zu kümmern, vor der eigenen Haustüre zu kehren, den Balken im eigenen Auge zu sehen. Freilich nicht nur die Balken, auch das Leuchten in den Augen angesichts der Schönheiten der Alb ringsum.

Interim hat die Augen geöffnet für einen geschichtsträchtigen Ort mitten in der Landschaft, einen Ort ganz nah am eigenen Leben. Einen denkmalgeschützten Ort, der so gut geschützt war, dass man ihn nur vom Hörensagen kannte, aber kaum einer ihn vorher betreten hatte. Interim hat das Alte Lager bei Münsingen zum Leben erweckt, hat dem Biosphärengebiet, einem toten Wort, neues Leben eingehaucht.

Interim ist nicht von außen aufgepflanzt, sondern von innen heraus entwickelt, über Jahre hinweg sorgsam geschaffen worden. Mit den Menschen vor Ort – Politikern, Handwerkern, Schulen, Sängern, Förderern. Interim hat sich offen gezeigt für Impulse von innen wie von außen, hat seinen Platz genau dazwischen gesucht und gefunden. Dazwischen und mittendrin.

Interim ist etwas Eigenes  und deswegen ganz anders.

Thomas Knubben
13.11.2013

 

 

 

Resume: Daten, Fakten, Wissenswertes

Resume

Woher kamen die Besucher?

Am weitesten London
Am nächsten Auingen
Ansonsten aus…

Eruiert durch Online-Kartenbestellung: Ammerbuch, Bad Boll, Bad Kreuznach, Bad Krozingen, Bad Urach, Baiersbronn, Balingen, Beilstein, Berlin, Beuren, Biberach, Bisingen, Blaustein, Böblingen, Bonn, Calw, Crailsheim, Dahenfeld, Darmstadt, Dettenhausen, Dettingen (Erms), Dettingen (Teck), Ditzingen, Dormettingen, Dresden, Dürnau, Ehingen (Donau), Engstingen, Eningen unter Achalm, Esslingen, Filderstadt, Frankfurt, Freiburg, Friedrichshafen, Gammertingen, Geislingen, Gerlingen, Gomadingen, Gomaringen, Göppingen, Hayingen, Heidelberg, Heidenheim, Heilbronn, Herbrechtingen, Heroldstatt, Hettingen, Hildesheim, Hohenstein, Hülben, Hüttlingen, Karlsruhe, Kichheim (Teck), Kusterdingen, Laichingen, Lauterach, Leinfelden-Echterdingen, Lenningen, London, Lichtenstein, Lindau, Ludwigsburg, Mahlow, Mainz, Mannheim, Mehren, Mehrstetten, Metzingen, Mössingen, München, Münsingen, Neuffen, Notzingen, Oberdischingen, Öpfingen, Ostfildern, Owen, Pfronstetten, Pfullingen, Reutlingen, Römerstein, Rottenburg, Rutesheim, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Sigmaringen, Sonnenbühl, St. Johann, Steinhilben, Stephanskrichen, Stuttgart, Trochtelfingen, Tübingen, Ulm, Untermarchtal, Unterstadion, Waiblingen, Wannweil, Weil der Stadt, Weil im Schönbuch, Wendlingen, Westerheim, Zürich, Zwiefalten, Zwiefaltendorf

Eruiert durch Autokennzeichen: Autokennzeichen wurden gesichtet aus Stuttgart, Tübingen, Reutlingen, Esslingen, Sigmaringen, Darmstadt, Heilbronn, Friedrichshafen, Heidenheim, Lindau, Schwäbisch Hall, Frankfurt, Zürich, Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Biberach, Ludwigsburg, Heilbronn, Calw, Freiburg…Der überwiegende Teil der Besucher (ca. 70 %) kam nicht aus den umliegenden Gemeinden!

Wie viele Besucher kamen? Besucherzahlen (trotz 5 Tage Dauerregen!):
Ca. 2500 Besucher des Tagesprogramms
Ca. 1200 Besucher der Abendveranstaltung

Wie viele Beteiligte hatte INTERIM 2013?INTERIM hat erkennen lassen, was für ein kulturelles Potential auf dem Land vorhanden ist. Über 700 Menschen aus der Region haben mitgewirkt. 560 Schüler aus den Schulen des Biosphärengebietes (mit ihren Lehrern)
95 Chorsänger und Chorleiterin
2 Autoren
1 Komponistin
20 Musiker
15 Schauspieler und Regisseur
12 bildende Künstler
2 Bühnentechniker
16 Hilfskräfte, Wachpersonal, helfende Hände vom Bauhof Münsingen, BIMA, EAM, Bundesforst, Theater Tonne
16 Freiwillige aus dem Verein und aus dem Chor
2 Projektentwicklerinnen/Kuratorinnen
2 Projektmanagerinnen
1 Finanzchefin

Woher kamen die Chorsänger? Aus Münsingen, Reutlingen, Tübingen, Stuttgart, Pfullingen, Eningen, Ehingen, Hohenstein, Liechtenstein, Lauterach, St.Johann, Gammertingen, Mehrstetten, Metzingen, Gomadingen, Burladingen, Hayingen, Tiefenhülen, Inneringen, Erkenbrechtsweiler, Feldstetten, Heroldsheim, Trailfingen. (und das für 6 Proben und 9 Aufführungen!!!)

Wie hat INTERIM den Inklusionsgedanken umgesetzt?Zusammenarbeit mit 12 Schulen, z.T. Förderschulen oder Schulen für geistig Behinderte
Zusammenarbeit mit den Einwohnern der Bruderhausdiakonie Buttenhausen unterstützt durch die Kunsttherapeutinnen
Einrichtung eines behindertengerechten Festivalgeländes.

Was tat INTERIM 2013 für die Jugend?Zusammenarbeit mit Schulen bei 2 Kunstprojekten 
Theateraufführungen für Kinder und Jugendliche 
Zusammenarbeit mit den Schülern der ortsansässigen Musikschule 
Kostenfreier Zutritt für alle Schulen der 8 Partnergemeinden 
Kunstprojekte zum Mitmachen und Preise gewinnen.

Wer hat uns unterstützt? 5 Schirmherren
2 Landratsämter
2 Regierungspräsidien
1 Ministerium
8 Biosphärengemeinden
Schwäbische Alb Tourismusverband
BIMA
Bundesforst
EAM-Experience Area Münsingen
8 Stiftungen
14 Privatförderer

Wie wurde INTERIM in der Öffentlichkeit wahrgenommen? Ca. 112 Presseberichte 
Ca. 10 Funk- und Fernsehberichte SWR, SWR 2, SWR 4, RegioTV Ulm

Wie lange wurde INTERIM vorbereitet?Sechs Jahre. Das erste Gespräch der Kuratorinnen und Ideengeberinnen Susanne Hinkelbein und Ulrike Böhme fand 2007 mit Bürgermeister Mike Münzing statt.